Italiener in Deutschland
Etwa 776.000 italienischstämmige Personen leben heute in Deutschland, fast die Hälfte von Ihnen wurde hier geboren. Nach Türken und Polen sind Italiener hierzulande die drittgrößte Gruppe mit Migrationshintergrund.
Dies erklärt sich durch die sogenannte Gastarbeiter-Bewegung, die etwa Mitte der 1950er Jahre in Schwung kam. Sowohl in Italien als auch in Deutschland setzte nach dem Zweiten Weltkrieg sehr bald das sogenannte Wirtschaftswunder ein. In Süditalien hinkte die wirtschaftliche Entwicklung allerdings deutlich hinterher, die Entstehung einer international wettbewerbsfähigen Industrie beschränkte sich auf das Städtedreieck zwischen Mailand, Turin und Genua. So versuchten nach dem Anwerbeabkommen von 1955 viele Italiener in Westdeutschland ihr Glück, wo Konrad Adenauer die Vollbeschäftigung zum Ziel erklärt hatte, um die soziale und politische Stabilität zu garantieren.
1956 verließen erstmals 1389 Saisonarbeiter Italien gen Deutschland. Die Arbeitskräfte waren größtenteils Männer, deren Ziel es war, möglichst schnell Geld zu verdienen, um in Italien ein Haus bauen zu können oder sich selbstständig zu machen. Allerdings waren die Arbeitsbedingungen nicht immer gut, und die Unterbringung erfolgte vielfach in einfachen Holzbaracken in der Nähe der Arbeitsstelle. Gerade anfangs gab es wenig Überschneidungspunkte mit der deutschen Bevölkerung; die italienischen Gastarbeiter blieben meistens unter ihresgleichen. Vielfach wurden Stereotype reproduziert. Die Italiener galten als unordentlich, sie waren verrufen als Schürzenjäger; es kam zu Vorurteilen und Rassismus.
Erst als zu Beginn der 1970er Jahre die Frauen und Kinder der Gastarbeiter nachzogen, entstand eine stabile italienische Community, die auch im Alltag der Deutschen an Sichtbarkeit gewann. Italienische Kinder gingen auf deutsche Schulen, und die Teilnahme an der Gesellschaft nahm zu. Es entstanden Ausländerbeirate und zahlreiche Organisationen und Vereine, die sich um die Belange und Probleme der Migranten kümmerten.
Ab den 1990er Jahren waren die Italiener zwar in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen, allerdings verloren nun viele ihre Arbeitsplätze und kehrten daher nach Italien zurück. Statt in der Industrie eroberten sich die Verbliebenen zunehmend Jobs in der Gastronomie und im Lebenshandel. Viele gründeten eigene Unternehmen.
Eine Studie im neuen Jahrtausend zeigt, dass es immer noch eine gewisse Ungleichheit zwischen italienischen und deutschen Familien gibt, insbesondere was Bildung, Arbeitsmarkt, Karrierechancen und die allgemeine Wirtschaftssituation betrifft.
Das Abkommen von Maastricht 1992 und die Gründung der Europäischen Union beeinflusste das Leben der in Deutschland ansässigen Italiener zumindest auf lokaler Ebene, nun war eine Stimmabgabe bei den deutschen Kommunalwahlen möglich.
Seit 2008 haben infolge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise die Migrationsströme aus Südeuropa nach Deutschland wieder zugenommen. Seit 2013 kommen jedes Jahr mehr als 23.000 Personen aus Italien nach Deutschland, vielfach werden diese mit prekären Arbeitsverhältnissen konfrontiert. Eine positive Entwicklung aber immerhin gibt es: Die Zugezogenen aus Italien werden von den Deutschen größtenteils als Bereicherung wahrgenommen. Diskriminierungen gegenüber dieser Gruppe sind deutlich zurückgegangen.
Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung und Wikipedia
Siehe auch: Deutsche & Italiener, Dolce Vita